Dienstag, 21. Juni 2011

Nachbereitung Podiumsdiskussion vom 30.05.2011

Am 30.05.2011 wurde von der Antifaschistischen Jugend Düsseldorf eine Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der radikalen Linken veranstaltet. Die Räumlichkeiten des Linken Zentrums, in dem die Veranstaltung statt fand, waren während der Diskussion brechend voll, da die Besucherzahl ca. 70 Personen betrug. Innerhalb der 2 Stunden, die die Diskussion dauerte, nahmen die 4 Referenten Stellung zu den von der Moderation gestellten Fragen. Anschließend hatten Personen aus dem Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen oder weitere Beiträge einzubringen. Im Folgenden wollen wir die Antifaschistische Jugend Düsseldorf Stellung zu der kontroversen Diskussion und spezifisch auf die gestellten Fragen nehmen.


Ist Antifaschismus Teil des Kampfes gegen den Kapitalismus?

Ähnlich wie die Referenten, vertreten wir die Position, dass der Kampf gegen den Faschismus kein antikapitalistischer Kampf ist. Viel mehr bedeutet Antifaschismus die Kulmination regressiver Elemente bürgerlicher Ideologie in faschistiche Barbarei zu verhindern. Der kategorische Imperativ des Antifaschismus ist es, ein neues Auschwitz zu verhindern und die Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft zu verteidigen. Damit ist Antifaschismus an sich nicht revolutionär, aber dennoch ein wichtiger und notwendiger Teil emanzipatorischer Praxis.


Wer macht eigentlich Revolution? Die Frage nach dem revolutionären Subjekt.

Während die Referenten vom Antifa AK Köln und der Antifaschistischen Linken Düsseldorf diese Frage als unwichtig abtaten, vertraten die anderen beiden Referenten die Position, dass es sich beim Kapitalismus um eine Klassengesellschaft handelt. Wir erkennen, dass ein Verwischen von Klassengegensetzen nur im Interesse der Herrschenden Klasse liegen kann und letztendlich eine Perpetuierung der Herrschaftsverhältnisse zur Folge hat. Diejenigen die nicht mehr zu verkaufen haben als ihre bloße Arbeitskraft, oder nicht einmal das, leiden besonders unter den Folgen der kapitalistischen Verwertungslogik. Somit haben diese auch ein explizites Interesse daran "alle Verhältnisse umzuwerfen". Trotzdem muss die soziale Revolution nicht notwendigerweise eine rein proletarische sein. Der Kapitalismus als solcher ist apersonale Herrschaft des Wertes. Die Überwindung dieser Herrschaft kann aber nur gelingen, wenn sie von einem bedeutenden Teil der Menschen praktisch umgesetzt wird.


Sollte man sich auch mit ReformistInnen an einen Tisch setzen?

Alle Referenten waren sich darin einig, dass unter bestimmten Umständen die Zusammenarbeit mit ReformistInnen akzeptabel ist. Die beiden Referenten vom Antifa AK Köln und der FAU betonten jedoch, dass dabei die eigenen radikalen Inhalte nicht verschleiert werden sollten.
Wir wollen klarstellen: Zusammenarbeit mit ReformistInnen nur dann, wenn diese Arbeit produktiv den Zielen einer Linken dient und wenn sie keinerlei Distanzierung unserer eigenen Ideale erfordert.

Intervenieren, radikalisieren, organisieren. Inwiefern wirken Massenblockaden radikalisierend?

Wie zu erwarten war, verteidigte der Referent von see red! das Konzept der Interventionistischen Linken. Der Vertreter des Antifa AK Köln dagegen gab zu bedenken, dass die Menschen nicht in ihren Aktionsformen, sondern in ihren Positionen zu radikalisieren sind. Dieser Einwand kann nur als berechtigt bezeichnet werden. Eine radikale Praxis ist das Resultat einer radikalen Analyse der Verhältnisse und ohne diese auch gar nicht zu denken. Praxis ohne Theorie ist bestenfalls nutzlos und schlimmstenfalls gefährlich. Deshalb ist Intervention nur sinnvoll, wenn sie mit der Vermittlung einer radikalen Kritik von Wert, Kapital, Arbeit und Staat verbunden ist.


Welche anderen Möglichkeiten gibt es in unserem Stadium des revolutionären Aufbauprozesses?

Der Referent von der FAU bemerkte, dass Agitation auch im alltäglichen Leben eine sinnvolle Tätigkeit darstellt:
Im Betrieb, beim Arbeitsamt, in Bildungssituationen. Das Streben nach einer befreiten Gesellschaft, in der die Produktion nach dem Prinzip, "von jeder/m nach seinen/ihren Fertigkeiten für jeden nach seinen Bedürfnissen" organisiert ist, muss uns überall hin begleiten. Weitere wichtige Bereiche der Betätigung sind für uns: Agitation, Theoriearbeit, Arbeitskämpfe und Militanz. Nur wenn die radikale Linke in all diesen Bereichen aktiv wird, kann sie das Ziel allgemeiner menschlicher Emanzipation erreichen.

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